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Nochmal ein Artikel über Fahrräder. Der nächste befasst sich wieder mit der Fotografie. Versprochen!
Ein für mich tägliches Bild:
„Das Leiden der dicken Reifen“
Wobei nicht wirklich die Reifen leiden, sondern eigentlich eher deren Besitzer. Ich gehöre sicherlich nicht zu den sportlichsten Menschen und bin eben auch kein bedingungsloser Rad-Raser, aber es ist schon amüsant, wie viele Mountainbike-Fahrer ich tagtäglich auf dem Weg zum Bahnhof überhole.
Diese Räder kann man am Besten so beschreiben: man nehme einen dicken, schweren Stahlrahmen, biege diesen in die klassische Form eines „Berg-Fahrrads“. Dann schraube man noch eine 458-Gang Shimano-Megacruel-Superchange-Schaltung dran, nehme die dicksten 26″-Reifen, die man erhalten kann und lackiere das ganze in einer phantasievollen Farbe. Fertig ist das Supermarkt-200-Euro-MTB!
Warum kauft man so ein Fahrrad? Nun, als erstes sicherlich wegen der schneidigen Optik, die so ein neues Fahrrad an sich hat. Natürlich wegen des Namens Shimano, sicherlich wegen der vielen Gänge. Aber ist irgendjemand, der dieses Gefährt für die hohen Berge der norddeutschen Tiefebene gekauft hat, einmal Probe gefahren?
Die Räder haben im durchschnitt bereits nach ein bis zwei Jahren einen Zustand, der Bände spricht. Das Rad wurde vermutlich niemals geputzt, Öl haben die beweglichen Teile das letzte Mal bei der Auslieferung gesehen.
Wenn man die ehemals (wahrscheinlich) stolzen Besitzer dieser Kletter-Räder auf ihrem quitschenden, knatternden und ratternden Rädern sitzen sieht, bekommt man immer etwas Mitleid. Besonders, wenn verzweifelt versucht wird, einen Gang zu wechseln (hörbar an einem permanenten Knarzen und Klickern). Oder wenn man die Kraftanstrengung erahnt, die nötig ist, um überhaupt mit diesen dicken, luftarmen Reifen voran zu kommen. Oder wenn man diesen klassischen Regenstreifen auf dem Rücken des Fahrers bei der Fahrt auf feuchter Fahrbahn ohne Schutzbleche sieht, die sich vom hinteren Haaransatz über den Werkstatt-Overall bis zum gequälten Hintern zieht.
Nun gut, jeder wie er mag. Mein Bahnhofs-Rad ist ein namenloses, schwarzes Herrenrad mit eingerosteter 3-Gang-Naben-Schaltung, porösen Reifen, einem etwas instabilen Korb am Lenker und einem wackeligen Sattel. Und trotzdem komme ich im Vergleich dazu in rasender Geschwindigkeit voran. Und viel dämlicher als die MTB-Fahrer in Buxtehude sehe ich auch nicht aus.
In diesem Sinne, gute Fahrt und allzeit eine fingerbreit Luft unter der Felge!